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Fahrplan zur Digitalisierung des Gesundheitswesens

Digitalstrategie verbindet Gesundheitsfürsorge mit Effizienz und medizinischem Fortschritt

Gesundheitswesen goes digital – für die beste Versorgung der Patienten
11.01.2022
Gesundheitswesen & Life Science
Digitale Transformation
Datenmanagement
Künstliche Intelligenz

Die Digitalisierung des Gesundheitssektors kommt nicht richtig voran. Dabei sollten die betroffenen Akteure Gas geben, um von den Vorteilen eines vernetzten Gesundheitssystems zu profitieren. Es ist an der Zeit, auf die Überholspur zu wechseln. Mit folgender Digitalstrategie wird es gelingen.


Die ressortübergreifende Digitalstrategie der Bundesregierung lässt sich nicht auf das Gesundheitswesen übertragen. Dafür sind die fünf Handlungsfelder – digitale Kompetenz, Infrastruktur und Ausstattung, Innovation und digitale Transformation, Gesellschaft im digitalen Wandel und moderner Staat – zu unspezifisch. Doch eine eigene Strategie für diesen Sektor existiert bislang nicht.


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Dabei wäre es so dringend und zum Wohle aller Beteiligten, die Digitale Transformation des Gesundheitswesens strategisch zu planen, um sie dann effizient und zielgerichtet umzusetzen. Denn schließlich dient sie keinem Selbstzweck. Es geht darum, dass 


  • digitale Prozesse und Technologien die gesundheitliche Versorgung überall verbessern und alle Akteure optimal unterstützen sowie
  • die richtigen Informationen an den richtigen Stellen sicher und ohne Verzögerung verfügbar sind.


Wie sollte solch eine Strategie aufgebaut sein? Welche Rahmenbedingungen sind bei ihrer Umsetzung zu beachten? Wo liegen die Verantwortlichkeiten? 

Die drei Säulen der Digitalstrategie

Die wesentlichen Aktionsbereiche sind:

Vernetzung

Alle Akteure – Personen wie Fachdienste – sind mobil miteinander zu verbinden. Jeglicher Datenaustausch muss dabei absolut sicher erfolgen. Weitere Erfolgskriterien sind Nutzerfreundlichkeit und Transparenz.

Standardisierung und Interoperabilität

Unterliegen alle Daten und Prozesse allgemeingültigen Standards, dann gibt es keine Brüche zwischen verschiedenen Systemen und Anwendungen. So lassen sich Informationen effizient austauschen und verwerten.

Rahmenbedingungen

Die äußeren Bedingungen sind derart zu gestalten, dass sie den digitalen Wandel optimal unterstützen und alle Beteiligten bestmöglich davon profitieren.

Vernetzung: Datenhighway statt Einbahnstraße

Geht es darum, wen die Digitalisierung des Gesundheitswesens betrifft, denken viele zuerst an die niedergelassenen Ärzte, das Krankenhauspersonal und die Apotheker. Das ist nicht weiter verwunderlich, stellen sie mit 120.000 Arztpraxen, knapp 2.000 Krankenhäusern und rund 20.000 Apotheken sehr große Nutzergruppen. Zu den Akteuren im Gesundheitssektor gehören jedoch viele weitere Parteien, so beispielsweise:


  • Physio- und Psychotherapeuten
  • Kureinrichtungen
  • Sanitätshäuser
  • Berufsverbände
  • Krankenkassen
  • Gesundheitsämter


Die Patienten nicht zu vergessen, die die zahlenmäßig stärkste Gruppe bilden, die zudem sehr inhomogen ist. Dazu gehört etwa, dass es neben digitalaffinen Personen auch zahlreiche Menschen gibt, die in den modernen Kommunikationstechnologien weniger bewandert sind. Es ist daher bei der Umsetzung digitaler Lösungen zwingend auf eine hohe Nutzerfreundlichkeit zu achten, um niemanden durch technische Hürden auszuschließen.


Die dadurch erreichte Vernetzung darf jedoch nicht nur zwischen den beteiligten Personen stattfinden, sondern muss auch die Fachdienste einbeziehen. Beispiele dafür sind das elektronische Rezept, das Versichertenstammdatenmanagement und die elektronische Patientenakte. Gegenwärtig existieren viele dieser Dienste voneinander unabhängig. Nicht nur, dass ein Datenaustausch unmöglich ist, die verschiedenen Anwendungen „wissen“ nicht einmal, welche Daten beziehungsweise Datenquellen den anderen Fachdiensten zur Verfügung stehen. Der Grund: Die genutzten Technologien sind derzeit nicht interoperabel. Das lässt sich nur ändern, wenn sie den gleichen Standards unterliegen.

Standardisierung und Interoperabilität: Die Ausstattung variiert, aber Motor und Reifen sind normiert

Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Damit Fachdienste wechselseitig Daten austauschen können, ist es unerheblich, wie die systeminterne Datenverarbeitung erfolgt. Das wird beim E-Rezept künftig anders ablaufen als bei der digitalen Patientenakte. Entscheidend sind die Schnittstellen, die sogenannten Systemaußenkanten. Diese sind nach international anerkannten Verfahren zu standardisieren. Nur dann sind die Daten zwischen den diversen Fachdiensten mobil austauschbar und dienen als Grundlage für smarte Prozesse und Systeme.

Der europäische Weg ist langfristig der richtige

Internationale Standardisierungsverfahren zu nutzen, eröffnet mehrere Vorteile:

  • Die Methoden haben sich in der Praxis bereits bewährt.
  • Sie sorgen dafür, dass die Prozesse und Daten international kompatibel sind. Im Hinblick auf die immer engere europäische Integration ist dieser Umstand ein Muss.
  • Der Bürger ist bei Auslandsaufenthalten im EU-Ausland medizinisch optimal betreut. Der behandelnde Arzt im Urlaubsort etwa zieht die Anamnese in seine Diagnose ein. Ein Rezept ließe sich EU-weit einlösen.

Es gilt, eine „Seamless Digital Patient Journey“ zu etablieren. Im Hinblick auf eine optimale Versorgung hat der Patient jederzeit die Möglichkeit, relevante Daten zu teilen, schon beim ersten Kontakt mit seinem Hausarzt, aber auch später, etwa mit dem weiterbehandelnden Facharzt, der Reha-Einrichtung oder dem Sanitätshaus.

Rahmenbedingungen: Die Verantwortung der Standesvertretungen und der Politik

Seit jeher sind die Organe der Selbstverwaltung unter anderem dafür zuständig, die Gesundheitsfür- und -vorsorge zu verbessern. Im digitalen Zeitalter kommt dabei der Wissensvermittlung eine noch größere Bedeutung zu. Besonders in der Ausbildung besteht akuter Handlungsbedarf. Schließlich wird es immer wichtiger werden, dass die Beschäftigten im Gesundheitswesen mit digitalen Technologien umgehen können. 

Der smarte Kollege mit dem „Wissen der Welt“

KI-basierte Verfahren können und sollen das medizinische Personal nicht ersetzen – aber sie können es gewaltig unterstützen, etwa in der Diagnostik. Entsprechende Systeme zur Diagnoseunterstützung haben ihren Praxistest bereits hinreichend bestanden: Die Trefferquote liegt selbst bei seltenen Krankheiten bei über 90 Prozent. Der Grund für die Überlegenheit von Künstlicher Intelligenz in diesem Bereich ist einleuchtend: Das medizinische Wissen hat sich in kürzester Zeit nahezu verdoppelt. Kein Mensch kann da mithalten. Es ist unmöglich, sowohl alle Studien und Fachartikel zu lesen als auch das geballte Wissen aufzunehmen und anzuwenden.

Den Standesvertretungen, aber insbesondere der gematik, die für die Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und die Koordination ihrer Infrastruktur in Deutschland verantwortlich ist, kommen noch weitere Aufgaben zu. Dazu gehört unter anderem,

 

  • dafür zu sorgen, dass es keine bundesländerspezifischen Insel-, sondern bundeseinheitliche Lösungen gibt,
  • dass nicht nur die Daten, sondern auch die Prozessschnittstellen standardisiert sind,
  • dass ausschließlich international etablierte Standardisierungsverfahren zum Einsatz kommen und die Standards für jede Systemschnittstelle obligatorisch sind, damit alle Anwendungen interoperabel sind,
  • dass EU-weit alle Beteiligten, sowohl Universitätskliniken wie auch forschende Unternehmen, auf einen gemeinsamen Datenpool im Bereich „Forschung und Entwicklung“ zugreifen können,
  • dass die gematik ein Standards- und Interop-Register führt, welches allen Beteiligten zur Verfügung steht.
Gesundheitswesen & Pharma

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Vernetzung im Gesundheitswesen

Bessere, transparentere und wirtschaftlichere Gesundheitsversorgung in Deutschland: So lautet das Ziel aller Bemühungen rund um E-Health. Wir sind in der Lage, mit unseren IT-Leistungen und Lösungen die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, um gemeinsam mit Ihnen Ihre Ziele zu erreichen.

Verfasst von

Kai Ketzer (1)
Kai Ketzer
Experte für die digitale Vernetzung der Pflege