Das Metaverse
Auf dem Weg vom Hype zum neuen Geschäftsmodell
Mit dem Metaverse entsteht derzeit erstmals eine virtuelle Welt, die das Potenzial hat, das digitale Pendant zur realen Welt zu werden. Es ermöglicht eine völlig neue Digital Experience. Damit eröffnen sich dem Handel sowie der Konsumgüterindustrie, produzierenden Unternehmen, Banken und Versicherungen, dem Gesundheitswesen und dem öffentlichen Sektor neue Wege für die Kommunikation mit ihren Zielgruppen. Die große Frage: Sollten sie jetzt schon einsteigen oder noch abwarten? Wir vermitteln Hintergründe und geben Hinweise.
Egal, ob in New York, Mailand, Paris oder Berlin – eine Fashion Week ist immer ein Ereignis für die Modebranche und Fashionistas aus aller Welt.
24.-27. März 2022 aber fand erstmalig eine ganz besondere Fashion Week statt: Die „Location“ war erstmals das derzeit noch sagenumwobene Metaverse. In dieser virtuellen Welt zeigten gut 60 Designer:innen und Modeunternehmen ihre Kollektionen – darunter bekannte Marken wie z. B. Dolce & Gabbana, DKNY, Tommy Hilfiger und Elie Saab.
Rund 108.000 Besucherinnen und Besucher bewegten sich als Avatare über die Fashion Week und begeisterten sich in über 70 Shows und 36 Cyberstores für die Kreationen. Diese konnten bei den Unternehmen selbst oder im virtuellen Department Store des britischen Handelsunternehmens Selfridges als digitale Versionen erworben werden – teils konnten diese später in physische Produkte umgetauscht werden.
Early Adopter im Metaverse
Das Metaverse hat zwar noch Hype-Charakter, aber eine ganze Reihe von Early Adoptern machen bereits die ersten Schritte und sammeln Erfahrungen. Dabei prescht die Modeindustrie offensichtlich voran. Dies ergab eine aktuelle Studie des Bundesverbandes der Digitalen Wirtschaft (BVDW). Danach sehen 82% der Befragten den Fashion-Bereich in dieser Rolle, gefolgt vom Medien- und Unterhaltungsbereich mit 74%. Die Studie erläutert, dass „Mode- und die Unterhaltungsindustrie bereits seit Längerem im Schulterschluss voranschreiten. Dafür sprechen zahlreiche und frühzeitig eingegangene Kooperationen – von Fashion-Shows im Metaverse bis hin zu virtueller Markenkleidung in Spielen. Solche Kombinationen aus realen und virtuellen Welten werden in vielen Bereichen neue Entwicklungen nach sich ziehen“.
Der Begriff Metaverse ist nicht neu. Er geht zurück auf den vor 30 Jahren erschienenen Roman "Snow Crash" von Neal Stephenson. Der Autor beschrieb darin eine als Metaverse bezeichnete virtuelle Welt, in der sich die Menschheit dem sich dystopisch entwickelnden "Meat Space“ entziehen konnte.
Ebenfalls nicht neu sind virtuelle Welten, in denen sich die Besucher:innen als Avatare bewegen, miteinander interagieren und virtuelle Produkte erwerben können. Das wohl bekannteste Beispiel ist das vom Entwickler LindenLab schon 2003 gestartete Second Life. Die aufgrund des schleppenden Erfolgs oft belächelte Plattform erwirtschaftet auch heute noch bemerkenswerte Umsätze durch den Vertrieb virtueller Grundstücke und Produkte (genaue Umsatzzahlen sind nicht verfügbar, meist werden Zahlen zwischen 75 und 100 Millionen Dollar genannt). Das Metaverse unterscheidet sich von SecondLife jedoch in wesentlichen Punkten. So wird das Metaverse nicht von einem einzelnen Entwickler, sondern von einer Vielzahl von Unternehmen vorangetrieben – allen voran Microsoft und Meta.
Anders als Second Life ist das Metaverse in Philosophie und Technologie dezentral angelegt. Zudem schafft es die Verbindung der physischen Welt mit der digitalen, der virtuellen Welt. Es ist immer live und es gibt hinsichtlich der Nutzerzahlen keine Beschränkung. Ein weiterer Vorteil: Digitale Objekte sind im Metaverse frei austauschbar.
Wegweiser durch den Begriffsdschungel
Bei der Beschäftigung mit dem Metaverse werden Sie immer wieder auf eine Reihe von Begriffen stoßen, deren Bedeutung oft nicht ganz klar ist. Wir erklären die wichtigsten Ausdrücke für Sie.
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Web3
Die Begriffe Web3 und Metaverse werden fälschlicherweise oft gleichgesetzt. Die Bezeichnung Web3 beschreibt ein Set von Technologien, welche die Entwicklung dezentraler Webanwendungen unterstützen (siehe folgend zum Beispiel Peer-to-Peer und Blockchain). Kurz gesagt, ist das Web3 also eine technologische Basis für das Metaverse, nicht „das Metaverse“ selbst. Zudem gibt es Metaverse-Anwendungen, welche die Web3-Technologien nur teilweise oder gar nicht nutzen.
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Web 3.0
Sehr verwirrend sind auch die Begriffe Web3 und Web 3.0. Während Web3 die technologische Basis auch für das Metaverse beschreibt (siehe Punkt „Web3 in diesem Glossar), steht das oft auch als „Semantic Web“ bezeichnete Web 3.0 für eine Weiterentwicklung des World Wide Webs. Es basiert auf Standards, die vom World Wide Web Consortium (W3C) definiert wurden. Damit soll das Internet mittels Künstlicher Intelligenz in die Lage versetzt werden, Informationen „intelligenter“ zu verarbeiten. Dazu sollen Websites miteinander verknüpft werden und interagieren können.
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Peer-to-Peer
In Peer-to-Peer-Netzwerken erfolgt die Kommunikation nicht über Server, sondern zwischen einzelnen Computern – ein Aspekt der Dezentralisierung. Die Teilnehmenden sind direkt miteinander verknüpft und haben die gleichen Rechte.
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Blockchain
Die Blockchain-Technologie ermöglicht die absolut fälschungssichere Übermittlung von Informationen. Damit lassen sich digitale Transaktionen verlässlich und für alle Nutzenden nachvollziehbar dokumentieren. Sie schafft damit das Vertrauen und die Transparenz, die für die Interaktion im Metaversum unbedingt notwendig sind.
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NFT
Das Kürzel steht für „Non-Fungible Token“ und beschreibt den digitalen Besitznachweis an immateriellen Gütern. Bekannt geworden sind NFTs beispielsweise durch den Hype um digitale Kunstwerke, auch in Computerspielen sind sie beim Erwerb von Objekten gebräuchlich. Der Besitz kann über die Blockchain eindeutig nachgewiesen werden.
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Extended Reality (XR)
Dabei handelt es um einen Oberbegriff von Technologien wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), welche die physische und die virtuelle Welt miteinander verschmelzen können.
Die digitale Präsenz im Metaverse
Unternehmen, die sich im Metaverse zeigen wollen, erwerben in der Regel auf einer Metaverse-Plattform ein digitales Grundstück oder Gebäude und gestalten es in ihrem Sinne. Beispiele für solche Plattformen sind Decentraland, HorizonWorlds auf der Oculus-Plattform von Meta, Animal Crossing von Nintendo, RecRoom, Roblox oder auch The Sandbox. Nicht ohne Grund liegen deren Wurzeln oft im Games-Bereich – in Netzwerkspielen sind 3D-Welten und die Interaktion der User untereinander längst etabliert.
Für die Gestaltung digitaler Präsenzen im Metaverse sind dreidimensionale Content-Elemente notwendig (sog. Digitale Assets). Dabei kann es sich um Kleidung, Accessoires, Möbel, Produkte des täglichen Lebens, aber auch Geräte und Maschinen handeln – im Grunde also alles, was wir auch aus der physischen Welt kennen.
Wir bieten bereits heute eine solche Lösung – hier eine Übersicht über die Funktionen:
- Kosteneffiziente, automatisierte, auch datenbasierte Produktion von visuellem 3D-Content in höchster Qualität
- Unterstützung des Universal Scene Description Formats (USD) – jedes Asset kann sowohl für AR und VR sowie für das Offline-Rendering verwendet werden
- Bereitstellung von Content durch unser Content Delivery Network (CDN) für alle Anwendungen weltweit
- Marktplatz und Austausch für 3D-Assets
- Bereitstellung von NFTs für digitale Zwillinge von Echtwelt-Modellen wie eben Möbel, Kleidung und mehr
Jetzt einsteigen oder noch abwarten?
Das Metaverse bietet Unternehmen, Kommunen und Institutionen eine Vielzahl von Vorteilen – hier ein Auszug:
Erschließung neuer Zielgruppen und Geschäftsfelder
Mit einer Präsenz im Metaverse können Unternehmen bislang nicht erreichbare Zielgruppen erschließen – etwa digital besonders affine Konsument:innen oder solche, die im zweidimensionalen E-Commerce nicht das gewünschte Beratungserlebnis fanden.
Neue Produkte oder Sortimente
Durch digitale Versionen real existierender Produkte ergeben sich beispielsweise neue vertriebliche Möglichkeiten – die Erfahrungen aus der Modebranche zeigen, dass Kund:innen bereit sind, dafür zu bezahlen.
Neues Einkaufserlebnis für Kund:innen
Die Verschmelzung von physischer und virtueller Welt und die hoch-personalisierte digitale Interaktion mit Kund:innen ermöglicht eine neuartige Customer Experience.
Neuer Kanal für Marketing und PR
Die Nutzer:innen des Metaverse tauchen als Avatare in gebrandete Markenwelten ein und erleben Unternehmen und Produkte damit authentischer, als es mit Websites, Onlineshops oder über Social Media je möglich wäre.
Neues Marken-Image
Die frühzeitige Präsenz im Metaverse positioniert Unternehmen, Kommunen und Institutionen als gegenüber Neuem aufgeschlossen und innovativ.
Neue Möglichkeiten der Marktforschung
Das Metaverse bietet vielfältige Möglichkeiten für die Marktforschung. So können Produkte zunächst in digitaler Form im Metaverse getestet werden, bevor sie real produziert werden.
Einsparung von Ressourcen
Dank der neuen Möglichkeiten der digitalen Interaktion, wie der virtuellen, hoch-personalisierten Kundenberatung oder der virtuellen Zusammenarbeit mit Partnern, können Unternehmen deutliche Einsparungen erzielen.
Neue Arbeitsweisen
Das Metaverse erschließt neue Wege der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und ihren Partnern. Es definiert auch die mobile Arbeit neu, da Interaktivität und teambasiertes Arbeiten auch im virtuellen Raum möglich sind.
Neue Standortpolitik
Mit ihrem virtuellen Auftritt im Metaverse werden sich für Unternehmen Spielräume entwickeln, ihre Strategie für ihre Präsenz in der realen Welt zu überdenken.
Diese Argumente sind überzeugend genug, sich bereits heute mit dem Metaverse zu beschäftigen. Unternehmen sollten jetzt ermitteln, ob und wie sie vom Metaverse profitieren können und ihre individuelle Metaverse-Strategie formulieren.
Wir haben ein eigenes Team aufgebaut, das die weitere Entwicklung des Metaverse ständig verfolgt - wir ordnen die Möglichkeiten ein, bestimmen ihre aktuelle Relevanz und erkennen so frühzeitig kurz- und mittelfristige Potenziale.
Vom Web 3.0-Newbie zum Metaverse-Durchstarter:
Sie möchten sich generell zum Thema Web 3.0 informieren oder haben bereits einen konkreten Bedarf für Ihr Unternehmen? Dann sehen Sie sich unsere Workshops für unterschiedliche Know-how Level an!
Sie haben Interesse an unseren Workshops? Dann füllen Sie bitte das folgende Formular aus.
Web 3.0 Innovation Workshop
Häufige Fragen rund um das Thema Metaversum
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Was versteht man unter dem Begriff Metaversum?
Der Begriff Metaverse stammt aus dem Englischen und wird im Deutschen oft als Metaversum bezeichnet. Die beiden Begriffe werden daher synonym verwendet. Die Wortschöpfung ist eine Kombination aus den Begriffen „Meta“ und „Universe“ bzw. „Universum“ und definiert eine virtuelle Erweiterung der realen Welt. Die Vision des voll entwickelten Metaverse ist, ein immersives Erlebnis für die Nutzer:innen zu schaffen. Also vollends in eine Welt abzutauchen, die mit allen Sinnen wahrnehmbar ist und mit dem echten Leben regelrecht verschmilzt. Unser Tipp: Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich das Metaverse anfühlen könnte, schauen Sie sich das Science-Fiction-Abenteuer „Ready Player One“ von Steven Spielberg an. Der Film spielt im Jahr 2045, die Bewohner:innen bewegen sich in einer virtuellen Metaverse-Welt namens OASIS in der die Grenze der Realität nur die eigene Phantasie ist.
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Welche Unternehmen nutzen das Metaverse?
Es gibt eine Reihe von Unternehmen, die das Metaverse in seiner aktuellen Ausprägung bereits nutzen. Viele Unternehmen sehen die Nutzung des Metaverse als eine großartige Möglichkeit, neue Kunden zu erreichen und mit ihnen in Interaktion zu treten. Dabei bietet das Metaverse eine Plattform für neue Geschäftsmodelle und -ideen. Dies zeigen Beispiele wie Decentraland , HorizonWorlds auf der Oculus Plattform von Meta, Animal Crossing von Nintendo, sowie RecRoom , Roblox und Sandbox . Hier können zum Beispiel virtuelle Konzerte oder Messen stattfinden. Auch wenn das Metaverse derzeit noch im Aufbau ist, hat es das Potenzial, in Zukunft eine wichtige Rolle in unserer Wirtschaft und Gesellschaft zu spielen.
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Für welche Branchen bietet das Metaverse Ansatzpunkte?
Von Bildung und Unterhaltung bis hin zu Handel und Finanzen. Die Einsatzmöglichkeiten des Metaverse sind vielseitig und werden bereits in einigen Branchen in der aktuellen Ausprägung genutzt. Als Beispiel für die Konsumgüterindustrie ist das Unternehmen Kaufland mir der virtuellen Welt „Kauf Island “ auf der Nintendo Plattform Animal Crossing zu nennen. Im öffentlichen Sektor nutzen Bildungseinrichtungen das Metaverse, um virtuelle Klassenzimmer und Campus-Tour-Erlebnisse zu schaffen. Allgemein sehen Unternehmen verschiedenster Branchen das Metaverse als Möglichkeit, Mitarbeiter:innen an Meetings teilhaben zu lassen, wenn sie physisch nicht anwesend sein können.
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Wer entwickelt das Metaverse?
Es gibt keine Organisation oder Person, die das Metaverse entwickelt. Die ausschlaggebende Besonderheit des Metaverses liegt nämlich in der Dezentralität. Anders als im Web 2.0 gibt es keine Unternehmensplattformen, die das Metaverse beherrschen. Das Metaverse lässt sich viel mehr als ein dezentrales, kollaboratives, virtuelles Universum beschreiben, das von seiner Nutzergemeinschaft entwickelt wird. Jeder kann sich an der Gestaltung des Metaverse beteiligen, indem er bspw. neue Orte erschafft oder bestehende Orte verändert. Durch die Crowdsourcing-Technik ist es möglich, dass immer mehr Menschen am Metaverse teilhaben und es zu ihrem eigenen machen.
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Welchen Mehrwert kann das Metaverse für Unternehmen bieten?
In einer zunehmend digitalen Welt ermöglicht das Metaverse Unternehmen, ihre Marke in einer neuen und aufregenden Umgebung zu präsentieren. Dabei bietet das Metaverse die Möglichkeit, mit potenziellen Kunden in Echtzeit zu interagieren und so eine tiefere Verbindung herzustellen. Auch in der Dezentralität des Metaverse zeigt sich eine Reihe von Vorteilen: Zum einen können sie ihre Präsenz in einer Vielzahl von Metaversen erweitern und so ihre Marke erneuern. Zum anderen können sie ihren Kunden durch die Nutzung des Metaverse auch ein besseres und immersiveres Erlebnis bieten. Durch die Dezentralität des Metaverse haben Unternehmen also die Möglichkeit, sich anders zu positionieren und ihr Angebot zu erweitern.