SAP Asset Intelligence Network (SAP AIN)
Funktionen und Vorteile des Netzwerks für die Instandhaltung
Eine Vielzahl von Unternehmen bilden ihre Geschäftsprozesse heutzutage mit Hilfe von SAP ab. Hierbei werden oft lediglich die wertschöpfenden Prozesse entlang der Logistikkette betrachtet, die sich vor allem in den Bereichen Beschaffung, Vertrieb und Produktion wiederfinden. Doch gerade bei produzierenden Unternehmen ist es essenziell, dass in einer immer effizienter werdenden und eng getakteten Fertigung – die zudem noch sehr flexibel auf kurzfristige Änderungen reagieren muss – die notwendigen Maschinen und Anlagen jederzeit zur Verfügung stehen.
Außerdem müssen Instandhaltungen, Wartungen und Inspektionen nach korrekten Vorgaben und in regelmäßigen Intervallen vollzogen werden, um Schwachstellen an Maschinen und Anlagen zu identifizieren. Eine konsistente Sicht auf die Zusammensetzung der technischen Objekte und etwaiger Ersatzteile sind sowohl intern als auch bei möglichen Rückrufen von Bedeutung.
Hierbei unterstützt die Softwarelösung SAP AIN entsprechende Kunden dabei, ihre Informationen zu Anlagen effizient zu verwalten und die Vorteile im Rahmen von Industrie 4.0 sowie der Verbreitung von IoT vollumfänglich auszuschöpfen.
Wie ordnet sich SAP AIN in das Enterprise Asset Management ein?
Das SAP Asset Intelligence Network (SAP AIN) reiht sich in die Strategieoffensive neuer SAP-Produkte im Rahmen des Enterprise Asset Managements (EAM) ein. Das SAP AIN verfolgt das Ziel, Hersteller, Betreiber und Dienstleister von technischen Anlagen und Maschinen miteinander zu vernetzen und eine gemeinsame Collaboration-Plattform zu schaffen.
Für die ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus von technischen Anlagen und der operativen Betreuung dieser gibt es neben SAP AIN auch noch weitere Lösungen der SAP, die ihren Schwerpunkt beispielsweise eher in der Unterstützung der Außendienstmitarbeiter, in der Analyse von wirtschaftlichen und technischen KPI's oder aber auch in der IoT-gestützten Vorbeugung von Anlagenausfällen haben.
Welche Aufgabenstellungen unterstützt das SAP AIN in der Instandhaltung und Wartung?
Im Rahmen der Verwaltung technischer Anlagen und Equipments ergibt sich gerade bei einer Vielzahl von Objekten häufig ein Problem der Datenintegrität, welches insbesondere bei fortschreitendem Lebenszyklus an Relevanz gewinnt, jedoch auch zu Beginn einen wesentlichen Faktor darstellt. Wenn Anlagen oder Equipments beschafft und in Betrieb genommen werden, sind zumeist wesentliche Informationen in Form von
- Stücklisten
- Ersatzteilen
- technischen Beschreibungen
- Wartungsanleitungen
- und weitere technische Details
im System zu pflegen, um die Basis für die spätere operative Betreuung und Nachverfolgung zu gewährleisten. Oft werden solche Informationen beispielsweise vom Anlagenbetreuer beim Hersteller angefragt und dann manuell ins System extrahiert. Hierbei kann es im Sinne der Datenqualität und Vollständigkeit schon zu ersten Abweichungen kommen. Auf der anderen Seite bindet solch eine manuelle Erfassung auch erhebliche Mitarbeiterressourcen für nicht wertschöpfende Prozesse, die zu vermeiden sind.
An dieser Stelle besteht die Intention von SAP AIN darin, eine zentrale Datenbasis zu schaffen, die es erlaubt, dass Hersteller, Anlagenbetreiber und Anlagenbetreuer über die gleichen Informationen verfügen und diese in ihre Prozesse integrieren können. Dies bedeutet gleichsam, dass ein Großteil von manuellen Tätigkeiten zur Generierung von Stammdaten und dazugehörigen Dokumenten mit dem Einsatz des Tools entfallen. Durch das Arbeiten auf der gleichen Datenbasis und das partielle Teilen von Informationen bezüglich eingesetzter technischer Objekte können über Ankündigungen auch direkte Informationen vom Hersteller an den Anlagenbetreiber geteilt werden – wenn sich beispielsweise Änderungen an den vorgegebenen Wartungsplänen ergeben oder für eine Anlage eine neue Firmware verfügbar ist.
Außerdem ist es möglich, im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses, sowohl intern als auch extern Verbesserungsvorschläge zu technischen Objekten zu kommunizieren, die beim OEM dazu führen können, produktspezifische Konstruktionsanpassungen durchzuführen.
Wie ist das SAP AIN integriert und lassen sich Erweiterungen vornehmen?
Das SAP AIN ist als Teil des Enterprise Asset Managements mit all dessen weiteren Lösungen nahtlos integriert, was die Transparenz erhöht und die Konnektivität vereinfacht. Bezüglich der Integration in das Legacy-System kann dabei sowohl eine enge Verzahnung zu den Core-Prozessen aus der Instandhaltung im SAP ERP als auch auf das SAP S/4HANA erreicht werden.
Darüber hinaus sind auch Integrationen zur Harmonisierung verschiedener unternehmenseigener ERP-Systeme möglich, um die Datenkonsistenz und deren Integrität zu erhöhen. Technisch gesehen wird das SAP AIN dabei über die SAP BTP angebunden, sodass es möglich ist, sämtliche AIN-spezifischen Applikationen von unterstützten mobilen Endgeräten und Webbrowsern aufzurufen. Sollten die vorhandenen Applikationen oder ausgelieferten Informationen zu Objekten im Einzelfall nicht ausreichen, lassen sich zum einen objektspezifische Informationen hinzufügen, zum anderen eigene Applikationen in der Cloud entwickeln, auf die dann im SAP AIN zugegriffen werden kann. Bezogen auf die Einbindung von Dokumenten können diese entweder über die Synchronisation mit dem SAP Dokumentenverwaltungssystem (DVS) oder aber auch komplett autark im SAP AIN selbst realisiert werden.
Obwohl das SAP AIN als Single Source of Truth für die Asset-spezifischen Daten dienen und eine starke Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Beteiligten durch den gemeinsamen Blick auf diese Daten gefördert werden soll, verfügt das SAP AIN selbstverständlich auch über ein Berechtigungskonzept. Dieses lässt sich individuell anpassen, um keine internen Informationen zu teilen, die einer gewissen Sensibilität unterliegen. Die Anbindung von Dienstleistern und OEMs ist über definierte Onboarding-Szenarien möglich, wobei der Funktionsumfang gegebenenfalls davon abweicht, ob Dienstleister und OEM ebenfalls komplette Premium-Lizenzen für SAP AIN besitzen oder aber nur mit einer Freemium-Lizenz agieren, welche durch die Einladung eines SAP AIN Premium-Lizenzbesitzers erzeugt wird.
Fazit: Für wen lohnt sich das SAP AIN?
Da es sich beim SAP AIN um ein kostenpflichtiges Lizenzprodukt der SAP handelt, sind für den Einsatz bestimmte Fragestellungen zu berücksichtigen, um die Verwendung insbesondere in der Kosten-Nutzen-Gegenüberstellung zu bewerten. Grundsätzlich gilt hier: Umso mehr Assets ein Unternehmen im Einsatz hat und umso komplexer diese zu warten sind, desto größer wird wahrscheinlich der betriebswirtschaftliche Benefit sein. Auf der anderen Seite könnte das SAP AIN auch für diejenigen Kunden interessant sein, die zwar selbst die Anlagen im Einsatz haben, aber diese von externen Dienstleistern warten lassen.
Den größten Nutzen spielt das SAP AIN aus, wenn zudem noch der Hersteller (OEM) eingebunden ist und Anlagenbetreiber und Anlageninstandhalter auf eine gemeinsame Datenbasis aufbauen. Die verschiedenen Collaboration-Features zwischen den einzelnen Akteuren führen ebenso wie die Datenintegrität, nachgelagerte Funktionen wie Verbesserungsvorschläge und gemeinsame Analysen dazu, dass aus einer reaktiven Instandhaltung ein zuverlässiger und vor allem vorbeugender Prozess wird, bei dem Administrationsaufwand und Ausfallzeiten reduziert werden.
Dieser Artikel ist Teil unserer neuen Reihe rund um das Enterprise Asset Management der SAP. Dabei werden wir uns verschiedenen neuen Produkten der SAP und deren Einsatzmöglichkeiten sowie entsprechenden Zielgruppen widmen.